Januar 2012

Ein neues Jahr, ein neuer Anfang. Viele Menschen nehmen den Jahreswechsel zum Anlass, in ihrem Leben die Weichen neu zu stellen. Manche wollen etwa mit dem Rauchen oder anderen unliebsamen Gewohnheiten aufhören. Oder sich beruflich verändern. Es gibt sogar Leute, die sich eine Frist für die Partnerfindung setzen („Ab der Jahresmitte will ich kein Single mehr sein!“).

Warum nur fällt es uns trotz bester Vorsätze oft so schwer, echte Veränderungen vorzunehmen? Mein Eindruck ist, dass so eine Maßnahme ganz schnell unsere gesamte Weltsicht, also „alles“ betrifft. Und wenn daran gerüttelt wird, haben wir gleich das Gefühl, der Boden unter den Füßen zu verlieren: Wenn bei einem komplizierten Mechanismus an einer Stelle eine ganz kleine Schraube neu justiert wird, wirkt sich das auch an allen möglichen und an ganz unerwarteten Stellen aus. Also klammert man sich lieber an das alte Elend, weil man das wenigstens kennt und schon irgendwie integriert hat.

Ich wundere mich immer wieder, wie viel Leid die Menschen in ihrem Leben zulassen, bis sie endlich den ersten Schritt zu einer Verbesserung unternehmen. Jeder hat die Wahl, jeder kann in jeder Sekunde seines Lebens entscheiden, wie er weiterleben will. Davon bin ich überzeugt. Nur leider: Der alte Sumpf klebt an uns und will uns nicht loslassen.

Tipp 1: Wenn uns etwas anzieht („Zug“), ist das immer eine stärkere Motivation, als wenn wir bloß etwas loswerden wollen („Schub“). Also: Das Ziel positiv formulieren und sich nicht auf die Dinge konzentrieren, die man vermeiden will. Besser sucht man sich etwas Schönes, was stattdessen unser Leben bereichern soll, z.B.: Drei tiefe Atemzüge oder eine kurze Massage der Handflächen statt einer Zigarette.

Tipp 2: Wenn Sie mit anderen wetten, dass Sie etwas schaffen, dann sollte der Einsatz möglichst schlimm für Sie sein. Etwas, das Ihnen vollkommen zuwider ist oder wirklich, wirklich, WIRKLICH peinlich. Sie sind dann praktisch „zum Erfolg verdammt“, und das bringt einen zusätzlichen Motivationsschub. Zwar nur einen Schub, keinen Zug, aber immerhin. (Selbstverständlich setzen Sie nicht Ihren Ruf in der Firma oder sonstwas Entscheidendes aufs Spiel, aber es gibt ja auch privat allerhand, was man unbedingt vermeiden will.)

Tipp 3: Mit Byron Katies supereinfacher Methode „The Work“ kann man hervorragend und nachhaltig an seinen Denk- und Gefühlsmustern arbeiten. Informieren Sie sich im Buchhandel (s. Lesetipps) oder Internet.

Tipp 4: Wer bei einem spirituellen Lehrer keine Berührungsangst hat, findet im Titel „Mut. Lebe wild und gefährlich.“ von Osho (s. Lesetipps) wunderbare Erklärungen und Ermutigungen.

Tipp 5: Es gibt anscheinend eine bestimmte Zeit, die man durchhalten muss, damit eine Veränderung auch auf allen Ebenen des Körpers ankommt und vor allem zur neuen Gewohnheit wird. Ich meine etwas von zwei bis drei Monaten gelesen zu haben. Stellen Sie Ihre Willenskraft auf  diese Durststrecke ein.

Tipp 6: Lassen Sie sich von Rückfällen nicht gleich entmutigen! Nur weil man einmal  „schwach wird“, muss nicht gleich das ganze Vorhaben scheitern. Rückfälle gehören zu praktisch jeder Suchtentwöhnung dazu, und wenn man eine hartnäckige Gewohnheit ablegen will, ist das nicht viel anders.