Ich bleib so scheiße wie ich bin

Rebecca Niazi-Shahabi: Ich bleib so scheiße wie ich bin. Lockerlassen und mehr vom Leben haben. München, Piper Verlag, 2013.

Obwohl der Titel so derb daherkommt, hat das Buch durchaus Tiefgang und nimmt den Selbstoptimierungszwang sehr praxistauglich aufs Korn. Ob im Fitness-Studio, im Beruf, in Gesundheitsfragen oder auf dem Partnermarkt – herrschender Irrglaube („Dünne Menschen haben mehr Sex“) wird entlarvt und man bekommt nicht nur Argumente gegen den aussichtslosen Kampf mit unserem inneren Schweinehund, sondern auch köstliche Antworten für die Mitmenschen, denn: „Noch viel schwieriger, als mit den eigenen Ansprüchen klarzukommen, ist es, die Ansprüche der anderen abzuwehren.“ Eine höchst motivierende und sehr unterhaltsame Lektüre, die erfrischende neue Sichtweisen bietet! Bin begeistert!

Die allerbesten Vorsätze

Kaum ist das neue Jahr zwei Wochen alt, schon kann man sich an allen Ecken und Enden anhören, was aus den Neujahrsvorsätzen geworden ist: Vergangenheit nämlich. Viele, die ich kenne, sind schon wieder im alten Trott gelandet, rauchen weiter, haben ihren ganzen guten Willen in Ernährungs- und anderen Fragen über den Haufen geworfen und je nach Typ mit Schuldgefühlen, Asche auf dem Haupt oder einem Achselzucken aufgegeben.

Eine bleibende Veränderung wirkt sich auf so vielen Ebenen aus, da kann man zu Beginn gar nicht abschätzen oder auch nur erahnen, was genau alles auf einen zukommt. Deshalb hängen wir ja so an unserem etablierten, bekannten System: Da weiß man doch wenigstens, mit welchen Baustellen man es zu tun hat; und über die Jahre hat man sich auch Strategien erarbeitet, damit umzugehen. Wenn jetzt etwas anders ist oder werden soll ­– wer garantiert mir denn, dass ich mit dem Neuen überhaupt zurechtkomme? Und ob die Folgen womöglich unfreiwillig viel weitreichender sind, als ich mir gedacht habe? Das verunsichert uns oft so sehr (und natürlich besonders unser Unterbewusstsein!), dass wir lieber erst noch einmal „schwach werden“ und zurückrudern. Oder auch zweimal.

Jede Veränderung ist auch eine ständige Umgewöhnung; es reicht nicht, nur einmal zu beschließen, etwas anders zu machen. Jedes Mal, wenn sich das Thema meldet, steht unsere Entscheidung auf dem Prüfstand: Man kann sich fürs Dabeibleiben entscheiden oder umkehren und erst noch einmal eine Runde auf den ausgetretenen Pfaden drehen, die man schon kennt.

Verübeln Sie sich einen Rückfall nicht. Es ist völlig normal, dass die Gewohnheiten, von denen man sich verabschieden möchte, erst noch eine Weile dagegen aufmucken. Sie wissen selbst am besten, in welchen Situationen es Ihnen am schwersten fällt, Ihre Entscheidung durchzuhalten. Bauen Sie hier von Anfang an vor und überlegen Sie sich, was Ihnen hilft, wenn der Ernstfall eintritt: Munitionieren Sie sich mit konkreten Maßnahmen und Gegenmitteln, die Ihnen dann zur Verfügung stehen, wenn Sie gerade gestresst oder frustriert sind und in Versuchung kommen. Und wenn es doch zu einem Rückfall kommt: Geben Sie nicht gleich auf, sondern gestatten Sie sich eben erst noch eine weitere Runde auf dem altbekannten, vertrauten Terrain. Aus der Suchtentwöhnung (und ein guter Vorsatz ist meist nichts anderes) weiß man, dass es kaum ohne Rückfälle geht. Gehen tut es aber letztlich, wenn man sich nicht zu schnell entmutigen lässt.

Andererseits wird natürlich nichts draus, wenn man sich nach dem ersten auch noch einen zweiten, dritten und vierten Rückfall durchgehen lässt. Irgendwann macht man sich so nur noch vor, man würde dranbleiben, und in dem Fall finde ich es besser, ehrlich zuzugeben, dass einem bislang eben doch nicht genug an dem Projekt gelegen hat.