Das leidige Abnehmen!

Wie viel man wiegt, ist ja eine sehr persönliche Angelegenheit – und weit schwieriger zu ändern, als uns die ganzen Abnehmindustrie glauben machen will! Dennoch kommen uns immer wieder „Experten“ mit irgendwelchen Berechnungen, die vor allem bewirken, dass wir uns ungenügend fühlen, wenn wir nicht irgendeiner vorübergehenden Norm entsprechen.

Ganz früher hieß es mal: Körpergröße in Zentimeter minus 100 ist in Ordnung. Mittlerweile reicht es nicht einmal mehr, gesund und schlank zu sein, es gibt sogar Vorschriften, welche Muskeln wie stark „definiert“ zu sein haben.

Mein bestgehasster Feind momentan: der blöde BMI. Dem begegnet man ja nicht nur bei JournalistInnen, die mal wieder unser schlechtes Gewissen schüren und oberflächliche Hefte mit kurzfristigen Abnehmrezepten verkaufen wollen, sondern auch bei durchaus wohlmeinenden Ärzten, die mit dieser „Patentlösung“ die komplette PatientInnenschar behelligen. Eine Internetseite mit BMI-Rechner empfiehlt gar, sofern man außerhalb des Normbereichs liegt: Bitte suchen Sie umgehend einen Arzt auf! (Ich kontere immer mit den Klitschkos, die nun ganz gewiss nicht mit Figurproblemen kämpfen, nach BMI aber eindeutig Übergewicht haben.)

Stets hört und liest man, wir seien überwiegend zu dick und müssten daran unbedingt etwas ändern. Durch Druck von außen allerdings wird daraus kaum etwas, zumal man uns auch nichts Brauchbares an die Hand gibt. (Höchstens allerhand Wunderkuren und Geräte, die nur die Hersteller reich machen.) Um sein Gewicht bleibend zu verändern, reicht es jedenfalls nicht, nur eine Weile weniger zu essen und mehr Sport zu treiben. Das ist eine Binsenweisheit und alle, die schon einmal eine Diät gemacht haben und im Jahr darauf sogar noch mehr als zuvor wogen, wissen das nur zu genau (hier ein Lesetipp mit einem neuen Ansatz).

Es bedarf gleichzeitig oder vielmehr vor allem der inneren Bereitschaft zur Veränderung, denn schließlich ändert man dadurch nicht nur sein Aussehen, sein Körpergefühl und sein Selbstbild – jedes für sich genommen ist ja schon ein mächtiger Brocken, der da in unserem Leben in Bewegung gerät. Darüber hinaus verändert sich auch immer das Bild, das unsere Mitmenschen von uns haben, und ebenfalls unser Verhältnis zu ihnen. Vielleicht hat man es plötzlich mit Neid zu tun oder hat an Attraktivität fürs andere Geschlecht gewonnen, was die Eifersucht des Partners/der Partnerin weckt. Oder die noch kleinen Kinder sind komplett verunsichert und reagieren mit Verhaltensweisen, die man längst überwunden geglaubt hat.

Das sind nur Beispiele für einige der unerwarteten und unerwünschten Folgen, mit denen wir uns womöglich auseinandersetzen müssen, wenn wir abnehmen. Sonst sorgt das Unterbewusstsein dafür, dass die Veränderung wieder rückgängig gemacht wird und der Körper sich das alte Gewicht „zurückholt“.

 

Wozu überhaupt die ganze Selbstoptimierung?

Dieser Artikel hätte eigentlich an den Jahresanfang gehört, wenn ich so drüber nachdenke. Diesmal geht es mir um die Frage, wozu wir uns überhaupt immer wieder vornehmen, mehr Sport zu treiben, weniger zu rauchen, besser zu essen, weniger zu streiten, abzunehmen, ein Instrument zu spielen usw.

Speziell der weibliche Schönheitswahn bzw. die Heilung davon ist mir ja ein Herzensanliegen, wie Sie vielleicht wissen, aber Männer haben durchaus auch so ihre Probleme damit, mit den „herrschenden“ Anforderungen Schritt zu halten. Die Anführungszeichen nehme ich, weil ich mir nicht sicher bin, wo diese Anforderungen eigentlich herkommen: Entstehen sie tatsächlich außerhalb von uns, in den Medien etwa, oder haben wir nicht auch einen inneren Saboteur, der immer wieder Vergleiche mit anderen anstellt, durch die wir uns ungenügend fühlen?

Nach meiner Erfahrung gibt es etliche Themen, bei denen wir nur allzu leicht angreifbar sind: Man kann als Frau einfach nicht drüberstehen über der Aufgabe, „schön“ zu sein und etwas aus sich zu machen (mit echter „natürlicher Schönheit“ ist ja kein Blumentopf zu gewinnen, denn ungeschminkt geht es eigentlich gar nicht, so das herrschende Frauenbild). Ich bin kein Mann, aber ich meine, für euch, Männer ist es ebenso wichtig, sich erfolg- und siegreich zu fühlen. Wehe, wenn nicht, dann ist gleich der komplette Selbstwert im Keller.

Zurück zum Thema: Wenn man sich schon vornimmt, etwas im Leben zu verändern, sollte es doch etwas sein, woran einem etwas liegt, oder? Und nichts, was einem von anderen immer wieder eingetrichtert oder suggeriert wird. Denn das ist uns in der Regel nicht wichtig genug, um es wirklich nachhaltig umzusetzen. Zumal sich auch der Weisheit letzter Schluss wissenschaftlicher Expertenkreise manchmal schier im Wochentakt ändert, weil das Ergebnis einer Studie, das uns neulich noch als Wahrheit verkauft wurde, von einer neue Studie bereits widerlegt ist. Sicher ist nichts verkehrt daran, etwa „mehr Obst und Gemüse“ zu essen. Aber wie viel ist denn genug? Gerade die Ernährung ist etwas ganz Individuelles, da kann es gar kein Rezept geben, das für jeden passt, meine ich. Einiges liegt hier durchaus im Argen, aber wir sollten uns nicht vormachen (lassen), dass wir mit einer Ernährung strikt nach einem Lehrbuch alle garantiert in völliger Gesundheit über hundert Jahre alt werden.

Wunderbare Beispiele, Gründe und Unterstützung für die Entscheidung, sich an allen gängigen Fronten nicht zu verbessern, finden Sie übrigens in diesem Lesetipp.

 

Die allerbesten Vorsätze

Kaum ist das neue Jahr zwei Wochen alt, schon kann man sich an allen Ecken und Enden anhören, was aus den Neujahrsvorsätzen geworden ist: Vergangenheit nämlich. Viele, die ich kenne, sind schon wieder im alten Trott gelandet, rauchen weiter, haben ihren ganzen guten Willen in Ernährungs- und anderen Fragen über den Haufen geworfen und je nach Typ mit Schuldgefühlen, Asche auf dem Haupt oder einem Achselzucken aufgegeben.

Eine bleibende Veränderung wirkt sich auf so vielen Ebenen aus, da kann man zu Beginn gar nicht abschätzen oder auch nur erahnen, was genau alles auf einen zukommt. Deshalb hängen wir ja so an unserem etablierten, bekannten System: Da weiß man doch wenigstens, mit welchen Baustellen man es zu tun hat; und über die Jahre hat man sich auch Strategien erarbeitet, damit umzugehen. Wenn jetzt etwas anders ist oder werden soll ­– wer garantiert mir denn, dass ich mit dem Neuen überhaupt zurechtkomme? Und ob die Folgen womöglich unfreiwillig viel weitreichender sind, als ich mir gedacht habe? Das verunsichert uns oft so sehr (und natürlich besonders unser Unterbewusstsein!), dass wir lieber erst noch einmal „schwach werden“ und zurückrudern. Oder auch zweimal.

Jede Veränderung ist auch eine ständige Umgewöhnung; es reicht nicht, nur einmal zu beschließen, etwas anders zu machen. Jedes Mal, wenn sich das Thema meldet, steht unsere Entscheidung auf dem Prüfstand: Man kann sich fürs Dabeibleiben entscheiden oder umkehren und erst noch einmal eine Runde auf den ausgetretenen Pfaden drehen, die man schon kennt.

Verübeln Sie sich einen Rückfall nicht. Es ist völlig normal, dass die Gewohnheiten, von denen man sich verabschieden möchte, erst noch eine Weile dagegen aufmucken. Sie wissen selbst am besten, in welchen Situationen es Ihnen am schwersten fällt, Ihre Entscheidung durchzuhalten. Bauen Sie hier von Anfang an vor und überlegen Sie sich, was Ihnen hilft, wenn der Ernstfall eintritt: Munitionieren Sie sich mit konkreten Maßnahmen und Gegenmitteln, die Ihnen dann zur Verfügung stehen, wenn Sie gerade gestresst oder frustriert sind und in Versuchung kommen. Und wenn es doch zu einem Rückfall kommt: Geben Sie nicht gleich auf, sondern gestatten Sie sich eben erst noch eine weitere Runde auf dem altbekannten, vertrauten Terrain. Aus der Suchtentwöhnung (und ein guter Vorsatz ist meist nichts anderes) weiß man, dass es kaum ohne Rückfälle geht. Gehen tut es aber letztlich, wenn man sich nicht zu schnell entmutigen lässt.

Andererseits wird natürlich nichts draus, wenn man sich nach dem ersten auch noch einen zweiten, dritten und vierten Rückfall durchgehen lässt. Irgendwann macht man sich so nur noch vor, man würde dranbleiben, und in dem Fall finde ich es besser, ehrlich zuzugeben, dass einem bislang eben doch nicht genug an dem Projekt gelegen hat.

 

 

Terminstress, hausgemacht (1)

Wie gesagt hab ich mir für dieses Jahr das Thema Zeit vorgenommen, und hier noch eine zentrale Frage: Wieso bringen wir uns so oft unter Zeitdruck, obwohl es gar nicht sein müsste? Ich erinnere mich an eine wunderbare Passage in Edgar Allen Poes „The Imp of the Perverse“ (Der Alb der Perversheit), die überaus treffend beschreibt, wie man einer herannahenden Deadline immer hilfloser gegenübersteht und es partout nicht schafft, rechtzeitig aktiv zu werden, um den Termin zu halten. Dabei wäre eigentlich genügend Zeit da!

So ist es im Leben (bei mir und vielen, die ich kenne, jedenfalls) ja oft: Zeit ist da, aber wir verbringen sie statt mit Pflichterfüllung lieber mit kleinen Fluchten, fachsprachlich nennt sich das „Prokrastinieren“. Wenn man es richtig macht, bekommt man so zwar nicht das Dringende, aber dafür immerhin etwas anderes fertig, was unter anderen Umständen vielleicht auch lästig wäre. Beispiel: Statt der Steuererklärung ist wenigstens das Bad geputzt oder die Wäsche gebügelt. Mein Lieblingsbuch darüber: Dinge geregelt kriegen — ohne einen Funken Selbstdisziplin. (Mehr als einen Funken haben wir selbstverständlich, aber mit den Terminen hapert es halt doch manchmal …)

Das eigene Tempo

Für das neue Jahr habe ich mir vorgenommen, noch viel mehr in meinem eigenen Tempo zu leben: Was bringt es, immer wieder Dingen nachzulaufen und sich wegen irgendwelcher Termine abzuhetzen? Ein Leben, bei dem man nie im Augenblick ankommt; ein Leben, das nie ausgekostet und nie richtig gelebt wird. Ein Leben, bei dem man kaum zu sich kommt.

Selbstverständlich muss auch ich Termine einhalten, die ich selbst vereinbart habe, das ist in der heutigen Arbeitswelt unabdingbar. Der Punkt ist aber: Ich hab mich selbst dazu bereit erklärt. Ich selbst habe entschieden, dass ich etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig haben will – wohlgemerkt: will, nicht muss!  (Joseph O’Connor hat uns dafür das großartige Bild vom inneren Tyrannen geschenkt, als der wir uns quasi selbst im Nacken sitzen.) Also trägt auch kein anderer die Verantwortung oder gar Schuld daran, dass ich Terminvorgaben habe. Es ist ein beliebter Irrglaube, dass wir keinen Einfluss darauf haben, welche Termine wir einhalten müssen. Selbst wenn uns ein Chef oder eine Chefin etwas Eiliges anschafft, entscheiden wir meist selbst, welche anderen Aufgaben weniger wichtig sind und stattdessen nicht termingerecht erledigt werden. Jeder Mensch in jedem Job hat zumindest einen gewissen Entscheidungsspielraum; außer man verschließt die Augen davor.

Schon wesentlich leichter fällt die notwendige Pflichterfüllung, wenn man erkennt, dass man sich selbst unter das Joch einer herannahenden Deadline begeben hat. Was für ein Wort: Joch. Und erst Deadline! Als ob danach das Leben gar nicht mehr weitergeht. Jedenfalls nicht, wenn man es nicht schafft, den Termin zu halten, das suggeriert so ein Begriff.

Sich die eigene Zeit nehmen und im eigenen Tempo vorgehen – wie oft schafft man das schon? Unerbittlich sind wir in das unmenschliche Zerhacken der Zeit in abstrakte Einheiten eingebunden: Was ist uns eine Minute, eine Viertelstunde, eine Stunde verglichen mit einer Tasse Tee, dem Lösen eines Kreuzworträtsels oder Sudokus, dem Lesen eines Buchs, dem Erledigen einer Arbeit in dem Tempo, das uns die Aufgabe selbst, unsere Tagesform und die vorhandenen Werkzeuge bzw. Mittel vorgeben?  Das Ganz-bei-der-Sache-Sein, mittlerweile Flow genannt, wir haben es fast verlernt vor lauter „Arbeit“ – doch die Arbeit, wie jede Pflichterfüllung, ist genauso ein Teil des Lebens wie die Zeit davor und danach! Was spricht also dagegen, bei der Arbeit auch im Flow zu sein, nicht nur in der Freizeit?!

Frohe Festtage …

 

… und einen entspannten Jahresausklang wünsche ich Ihnen allen – außerdem einen guten Start in ein gesundes und glückliches neues Jahr!

Ihre

Susanne Janschitz

Inneres Licht in der dunklen Jahreszeit

Wussten Sie eigentlich, dass es einen tieferen Sinn hat, dass in den Herbst- und Wintermonaten traditionell Plätzchen, Zitrusfrüchte, Glühwein und verschiedene gewürzte Teesorten (Yogitee!) Hochkonjunktur haben? Es liegt daran, dass die Gewürze und die Zitrusschalen viele ätherische Öle enthalten, die uns jetzt Dynamik und gute Stimmung bringen: Zimt, Nelken, Kardamom, Koriander, Ingwer usw. stärken unter anderem die Verdauung, die in den eher trägen Tagen gerne auch mal etwas träge ist. Und die Zitrusöle (Orange, Grapefruit, Bergamotte, Zitrone, Mandarine) wirken tatsächlich aufhellend, wenn die Stimmung vor lauter Herbstnebel und Sonnenmangel mal etwas trübe ist.

Wie Sie bestimmt wissen, bin ich ein großer Anhänger der Aromatherapie, und auch wenn Sie vielleicht gar nicht viel Ahnung von der Wirkung jedes einzelnen ätherischen Öls haben, weiß Ihre Nase doch sehr genau, welche Düfte Sie ansprechen und Ihnen guttun und welche nicht.

Gehen Sie keine Kompromisse ein: Was Ihrer Nase nicht behagt, sollte auch nicht verwendet werden. Und bitte denken Sie daran, dass es zwar Allergien gegen alles und sein Gegenteil gibt, also selbstverständlich auch gegen das allerreinste, natürlichste ätherische Öl. Doch die ganzen synthetischen Duftstoffe, denen wir ausgesetzt sind, sind wesentlich allergiegefährlicher und bieten vor allem bei weitem nicht dasselbe Wirkspektrum.

Inzwischen gibt es köstliche Raumsprays mit natürlichen ätherischen Ölen bzw. Mischungen davon: Sie sind viel praktischer in der Anwendung als die Aromalampen mit Kerze und Wasserschale, auf die man immer aufpassen muss. Diese Sprays sind auch ein tolles Geschenk oder Mitbringsel und ungemein angenehm auf Reisen, denn die meisten ätherischen Öle wirken nicht nur harmonisierend auf die Stimmung, sondern sind zudem noch mehr oder weniger antimikrobiell, was in einem Hotelzimmer durchaus angebracht sein kann. (Thymian, Teebaum und das teure echte Melissenöl etwa wirken sogar gegen Viren.) Selbstverständlich kann man Mitreisende etwa im Zug nicht einfach „beduften“, nur weil es einem gerade gefällt. Doch auf Autofahrten tut z.B. etwas Eukalyptus mit Grapefruit wohl und muntert die Fahrerin/den Fahrer auch ganz schön auf (etwas Einschläferndes wollen Sie in so einer Situation bestimmt nicht).

Vergessen Sie nur nicht, dass die Öle wirklich hochkonzentrierte Essenzen darstellen, da ist auf jeden Fall weniger mehr. Es kann sogar richtig gefährlich werden, wenn man nicht weiß, was man tut: Gerade die unverdünnten Öle der Gewürze sind teilweise so stark, dass sie die Haut angreifen können! Andere Öle sind in der Schwangerschaft verboten. Doch lassen Sie sich davon bitte nicht einschüchtern: Wenn Sie sich über die Wirkung Ihrer Lieblingsöle informieren, entgeht Ihnen das nicht.

Gerade ein Raumspray ist nach Ihrem individuellen Geschmack aus Alkohol, Wasser und ätherischem Öl ganz leicht herzustellen. Literatur gibt es im Überfluss – da tut sich eine ganz neue, köstliche Welt auf und Sie können nach Herzenslust mit eigenen Kompositionen experimentieren! Genießen Sie die kleinen Zauberelixiere und lassen Sie sie sich schmecken – mit dem Mund oder mit der Nase.

 

Der Preis der Veränderung (Oktober 2012)

Weiterhin beschäftigt mich das Thema Veränderung, anscheinend begleitet es uns durch dieses Jahr – eigentlich kein Wunder, wenn man sich ansieht, was auf unserer Welt gerade alles so los ist!

Wenn sich jemand tatsächlich bewusst für eine Veränderung entscheidet und sie ihm gelingt, imponiert uns das, selbst wenn sie oder er bloß mit dem Rauchen aufgehört, also eine lästige, ungesunde Gewohnheit abgelegt hat. Sogar das, eine kleine Alltagssucht loszuwerden, die ganz klar nicht gut für uns ist, verlangt uns nämlich allerhand ab: Wir müssen bereit sein, etwas Altes auch wirklich und für alle Zeiten zurückzulassen, und wir müssen uns auf neue Herausforderungen gefasst machen. Bleiben wir beim Beispiel Rauchen:

  • Wie wird das Leben als Nichtraucher sein, wie reagiert unsere Umwelt? (Garantiert nicht nur positiv! Die anderen Raucher etwa rücken vielleicht ein Stück von uns ab, weil wir jetzt nicht mehr dazugehören. Als Nichtraucher trifft man sich eben nicht mehr regelmäßig mit der „Clique“ zu Rauchpausen vor der Tür. Manche fühlen sich auch regelrecht provoziert, als würde man ihnen den Vorwurf machen: „Ich habs geschafft, warum du nicht?“)
  • Gibt es Versuchungen und Rückfälle? (Klar, bei jeder Suchtentwöhnung muss man damit rechnen. Aber wegen eines einzelnen schwachen Moments muss nicht gleich der ganze Damm brechen. Viele geben ihr Vorhaben an dem Punkt gleich ganz auf, statt sich von vornherein zu erlauben, mal in Versuchung zu geraten und nicht gleich im ersten Anlauf „perfekt“ zu sein. Etwas anderes ist es übrigens, wenn man die Sache nur halbherzig angeht und „erst mal weniger“ raucht. Dann wird man zum Wenigerraucher, nicht zum Nichtraucher.

Selbstverständlich trifft das nicht nur aufs Rauchen bzw. Nichtrauchen zu. Wählen Sie mal ein Beispiel, das Sie selbst betrifft, und spielen Sie in Gedanken durch, welche Folgen die Veränderung in Ihrem Leben hat oder haben könnte. Seien Sie radikal, fantasievoll und auch leicht verunsichert bis paranoid – wir treffen dabei ohnehin nie ins Schwarze, weil wir gar nicht wissen können, wie eine Sache letztlich ausgeht. Aber wenn Sie sich ein ungefähres Bild machen, was alles auf Sie zukommen kann, hilft es, sich darüber klar zu werden, ob Sie die Veränderung mit ihren unwägbaren Folgen riskieren wollen oder eben nicht.

Doch auch wenn Sie sich dafür entscheiden, alles beim Alten zu lassen, zahlen Sie den Preis, die anderen Möglichkeiten eben nicht zu wählen. Man muss sich nicht unter Druck setzen: Nicht jede sich bietende Chance können wir stehenden Fußes beim Schopf ergreifen, manches zieht einfach an uns vorbei, das ist normal. Doch es entgehen uns eben auch bereichernde Erfahrungen, wenn wir, sooft es geht, bei dem bleiben, was wir kennen.

Die Weggabelung (September 2012)

In einem Interview hat der Sänger Campino auf die Frage, inwiefern der Erfolg sein Leben verändert habe, einmal sinngemäß geantwortet: Gar nicht so sehr; er konnte auch davor an jeder Weggabelung immer nur in eine Richtung abbiegen. Ganz schön weise, oder?

Tatsächlich gibt es ja nicht nur die Wahl zwischen rechts und links; theoretisch kann man sich auch dafür entscheiden, still zu stehen oder zurückzugehen. Macht vier Möglichkeiten, von denen man bei jeder Entscheidung drei verwerfen muss.

In der Praxis ist es natürlich nicht immer möglich, umzukehren – wenn man etwa eine Beziehung beendet hat, kann man sie nicht ohne weiteres wieder aufnehmen. Und das mit dem Stillstand ist auch höchstens für einen kurzen Moment machbar; lebendig zu sein bedeutet nun mal: wandeln und sich wandeln, Erfahrungen machen, das Leben leben. Entscheidungen treffen und damit klarkommen. Sich dem komplett zu verweigern, ist uns allerhöchstens im Säuglingsalter gegeben.

Für jede Veränderung zahlt man einen Preis. Mindestens den, dass man die anderen Möglichkeiten eben verworfen hat. Man kann nur eins wählen und entscheidet sich zwangsläufig gegen alles andere. Das, was man nicht wählt, muss man hinter sich lassen, wie bei Campinos schönem Bild von der Weggabelung: Wähle ich den linken Weg, kann ich nicht gleichzeitig nach rechts oder zurück gehen. Der rechte Weg und der Rückweg bleiben ungelebt, damit muss ich genauso klarkommen wie mit den Herausforderungen des gewählten Wegs; mehr dazu ab dem 5. Oktober.

 

 

 

 

Anstrengungsbereitschaft (August 2012)

Neulich las ich, dass etliche Lehrstellen (noch) nicht besetzt sind, weil die Schulabgänger teilweise zu wenig „anstrengungsbereit“ seien. Nun, dass man sich mit 15 oder 16 nicht sonderlich für das Erlernen trockener Materie interessiert, nach dem man gerade die Schule hinter sich gebracht hat, ist nicht überraschend und hat auch wenig mit Faulheit zu tun. Ich meine aber vor allem, dass das nicht nur auf Auszubildende zutrifft:

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es doch unzählige Jobs, auf die keiner Lust hat – sei es, dass sie so eintönig und langweilig sind, dass sie die Menschen unterfordern, sei es, dass sie so aufreibend und anstrengend sind, dass sie die Menschen überfordern und auf Dauer krank machen. Kennen Sie nicht auch dutzendweise Leute, die sich während der Woche mehr schlecht als recht über Wasser halten und eigentlich Tag für Tag nur aufs kommende Wochenende oder den nächsten Urlaub warten?

Nach meiner Erfahrung kommt die Anstrengungsbereitschaft von ganz alleine, sobald man sich für ein Projekt begeistert, für eine Sache entbrannt ist, an etwas Freude hat. Eine Tätigkeit, bei der wir im Flow sein können und die unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten entspricht – dafür setzen wir uns doch gerne ein. Und wäre es nicht großartig, wenn sie uns auch noch ernähren würde?

Doch wie wenige sind sich überhaupt ihrer Berufung bewusst! Überlegen Sie mal kurz, was in letzter Zeit Ihr Interesse geweckt hat oder womit Sie sich schon seit Längerem möglichst in jeder freien Minute beschäftigen. Was macht den Reiz aus, warum fasziniert es Sie so? Wir spüren in uns eine Resonanz auf Dinge und Tätigkeiten, die zu uns passen. Vielleicht möchten Sie in Ihrem Beruf nach einem Weg suchen, wie Sie Ihre Einzigartigkeit, Ihre Fähigkeiten, Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen noch besser nutzen können? Melden Sie sich freiwillig für bestimmte Aufgaben, die Ihnen wichtig sind, sprechen Sie mit Vorgesetzten, in welche Richtung Sie sich entwickeln möchten, hören Sie sich um, ob man vielleicht in einer anderen Abteilung jemanden für eine Stelle sucht, die Ihnen mehr entspricht. Hat Ihre Firma z. B. einen Betriebsrat oder Umweltbeauftragten? Sie könnten auch gemeinsame Ausflüge oder eine Spendensammlung organisieren, wenn Ihnen das Spaß macht. Finden Sie heraus, was Sie ausmacht, und zeigen Sie der Welt, wer Sie sind und was Sie können und lieben!