Anstrengungsbereitschaft (August 2012)

Neulich las ich, dass etliche Lehrstellen (noch) nicht besetzt sind, weil die Schulabgänger teilweise zu wenig „anstrengungsbereit“ seien. Nun, dass man sich mit 15 oder 16 nicht sonderlich für das Erlernen trockener Materie interessiert, nach dem man gerade die Schule hinter sich gebracht hat, ist nicht überraschend und hat auch wenig mit Faulheit zu tun. Ich meine aber vor allem, dass das nicht nur auf Auszubildende zutrifft:

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es doch unzählige Jobs, auf die keiner Lust hat – sei es, dass sie so eintönig und langweilig sind, dass sie die Menschen unterfordern, sei es, dass sie so aufreibend und anstrengend sind, dass sie die Menschen überfordern und auf Dauer krank machen. Kennen Sie nicht auch dutzendweise Leute, die sich während der Woche mehr schlecht als recht über Wasser halten und eigentlich Tag für Tag nur aufs kommende Wochenende oder den nächsten Urlaub warten?

Nach meiner Erfahrung kommt die Anstrengungsbereitschaft von ganz alleine, sobald man sich für ein Projekt begeistert, für eine Sache entbrannt ist, an etwas Freude hat. Eine Tätigkeit, bei der wir im Flow sein können und die unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten entspricht – dafür setzen wir uns doch gerne ein. Und wäre es nicht großartig, wenn sie uns auch noch ernähren würde?

Doch wie wenige sind sich überhaupt ihrer Berufung bewusst! Überlegen Sie mal kurz, was in letzter Zeit Ihr Interesse geweckt hat oder womit Sie sich schon seit Längerem möglichst in jeder freien Minute beschäftigen. Was macht den Reiz aus, warum fasziniert es Sie so? Wir spüren in uns eine Resonanz auf Dinge und Tätigkeiten, die zu uns passen. Vielleicht möchten Sie in Ihrem Beruf nach einem Weg suchen, wie Sie Ihre Einzigartigkeit, Ihre Fähigkeiten, Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen noch besser nutzen können? Melden Sie sich freiwillig für bestimmte Aufgaben, die Ihnen wichtig sind, sprechen Sie mit Vorgesetzten, in welche Richtung Sie sich entwickeln möchten, hören Sie sich um, ob man vielleicht in einer anderen Abteilung jemanden für eine Stelle sucht, die Ihnen mehr entspricht. Hat Ihre Firma z. B. einen Betriebsrat oder Umweltbeauftragten? Sie könnten auch gemeinsame Ausflüge oder eine Spendensammlung organisieren, wenn Ihnen das Spaß macht. Finden Sie heraus, was Sie ausmacht, und zeigen Sie der Welt, wer Sie sind und was Sie können und lieben!